Mit Hochgenuss nochmals in Teufels Küche

In Teufels Küche Teil 2

Sascha Bendiks & Simon Höneß in der Kunsthalle Ziegelhütte

In Teufels Küche Teil 2

Sascha Bendiks & Simon Höneß in der Kunsthalle Ziegelhütte

Hardrock ist echt schöne Musik – wenn man den Strom weglässt

Von einigen Gästen der Kulturgruppe Appenzell wurden sie mit viel Vorfreude erwartet: Sascha Bendiks und Simon Höness. Die beiden Musik-Satiriker kochten am Samstagabend in der Kunsthalle Ziegelhütte Rock-Hymnen weich und servierten sie auf exotischen Rhythmen mit Ironie garniert.

Dass eigentlich Bob Dylan «Bohemian Rhapsody» (Queen) geschrieben hat, wissen nur die Besucher von «Teufels Küche». Sascha Bendiks und Simon Höness verrieten ihnen das Geheimnis. Zu den üblichen Dylan-Songs – drei Gitarrenakkorde, Mundharmonikaharmonien, die Wahrheit natürlich und theatralisch näselnder Gesang – stand das komplexe Opus mit rachmaninowschen Zitaten nämlich quer. Zu üppig, darum übernahm es Freddy Mercury und setzte damit einen Meilenstein in der Musikgeschichte. Die Gäste der Kulturgruppe Appenzell kamen am Samstag in den Genuss der hinreissend komischen Originalversion.

Musik für den Bauch
Originale auszumachen war im Konzert der beiden famosen Musiker einige Male ganz schön knifflig. In einem Medley blickten sie zurück auf den ersten Teil von «Teufels Küche», mit dem sie vor drei Jahren die Herzen des Appenzeller Publikums im Rockgewitter erobert hatten. Der Mix aus Leibesübungen, Satanskult und Schweizer Brandschutzbestimmungen («Smoke on the Water») ist in ihrer Interpretation – sehr nah an «Smooth Operator» – immer noch zauberhaft; «Hells Bells» sind ein Running Gag und «Ring my Bell» und «I Can Boogie»(ein verzeihlicher Rückfall in Jugenderinnerungen) kriegt man tagelang nicht mehr aus den Gehörgängen.

Die Zuhörenden befolgten den Rat des Zeremonienmeisters, öffnete Herzen und Ohren für die «Hardrock-Variationen in es-Moll», um etwas zu erleben «das intellektuell nicht greifbar ist: Musik die direkt in den Bauch geht. Hardrock ist wunderbare Musik wenn man die Stromgitarre weglässt». Sacha Bendiks lässt stattdessen sein Akkordeon jammen.

Der Konzertflügel erschauerte
Spass macht auch die Verwandlung vom einfach gestrickten Disco-Hit in ein südländisches Volkslied. Erfrischend eindeutige Texte bekommen untermalt von jaulenden E-Gitarrensaiten eine neue Dimension. Und wenn Michael Jackson und Pink Floyd fusionieren, wenn Rock und Disco verschmelzen, die beiden deutschen Musiker für die Damen Brachialschnulzen schmettern («Nothing Else Matters»), den Gehörnten besänftigen, Wetterphänomene und Sprengstoffe preisen («TNT»), gibt es kein Halten mehr – auch ohne Pyro-Show.

Auch wenn man kein Kenner der Rockgeschichte ist, amüsiert man sich in «Teufels Küche» bestens. Zum Lachen sind mindestens die Persiflagen auf die Böse-Buben Attitüden und einnehmend der Gesang und das Charisma von Sascha Bendiks. Und sehr beeindruckend ist die Virtuosität von Pianist Simon Höness. Er wurde von seinem Compagnon zum Glück des Kleinkunstpublikums aus den Tiefen des Jazz errettet. Die beiden bilden seit über zehn Jahren die kleinste Wohnzimmer-Hardrockband. Ihr Boogie Woogie-Intermezzo zu vier Händen am ehrwürdigen Konzertflügel liess diesen erschauern und riss nicht nur die beiden sondern auch einige Zuhörende vom Hocker. Das Publikum forderte mehr als eine Zugabe.
Das Kulturgruppenjahr hat mit «In Teufels Küche, Teil 2» exemplarisch begonnen: mit niveauvollem Humor, aussergewöhnlicher Musik und viel Herz. Mehr davon verspricht das Jahresprogramm 2020. Auf vielseitigen Wunsch der beiden Künstler sei hier zum Schluss erwähnt, dass das Publikum seinen Part fehlerfrei erfüllt hat.

Text, Interview und Bilder: Monica Dörig