AV - «Appenzeller-Balkan» in der Hofersäge
Am Samstag, 17. Mai 2014 war die Galerie zur Hofersäge rappelvoll. Die drei Innerrhoder Streichmusikanten und der preisgekrönte Ostschweizer Ausnahme-Akkordeonist begeisterten die 150 Gäste restlos. Es gäbe viel zu erzählen uber die gelungene Fusion von Appenzeller und Welt-Musik. Die vier Männer wanderten von den heimischen Hugeln in alle musikalischen Himmelsrichtungen, spazierten von Folk zu Jazz bis an die Ränder des Rock und wieder zuruck; der Wind blies kreuz und quer Akkorde von hier und dort in die Gehörgänge. Es gäbe viel zu erzählen zu den vielen neuen «Stöckli», die zu hören waren, zu den hin- und mitreissenden Improvisationen die Josef Rempfler (Violine), Beni Rempfler (Hackbrett) und Goran Kovacevic kreiierten oder zum Groove, den Walter Neff mit seinem Kontrabass bereitete. Am Ende tanzte Kalinka durch russische Nächte und drehte sich zur nonchalanten Zigeunerhochzeitsmusik.
Zuvor mischte sich ihr Balkanübermut mit einem Innerschweizer Allewander und mäanderte swingend weit in den Gipsy-Jazz hinein. Ihre Fusse steppten zum irischem Reel und sie träumte sich in den «Secret Garden». Und Kalinka spazierte sogar am rauschenden sprudelnden Ufer der Sitter. Das Publikum klatschte,
stampfte und jubelte mit. Die «Ostluft» weckte die Hummeln im Akkordeon und liess die Hackbrettsaiten in Eigenkompositionen der Rempfler-Bruder vibrieren. Die Seele wurde gestreichelt mit mazedonischen und Schweizer Volksliedern und den Kompositionen von Goran Kovacevic, der damit schon im legendären, mittlerweile aufgelösten Dusa Orkestra europaweit fur Furore gesorgt hatte. Es waren Lieblingstucke zu hören wie der (erweiterte ) Burgstock-Schottisch, die «Bolle-Stobede», eine fantasievolle Interpretation des Jazzklassikers «Take Five» oder das «alte Fahrwasser» von Walter Alder, das Rapper Bligg beruhmt gemacht hat.
An diesem unvergleichlichen Konzertabend – die fabelhaften Vier traten in dieser Besetzung zum ersten Mal im Appenzellerland auf – gabs gar eine Urauffuhrung: Beni Rempfler kombinierte glockenhelle, schnarrende, klingelnde und trockene Hackbrettschläge und raffinierte Akkorde, der Geiger und Goran Kovacevic verzierten sie mit fulminanten Improvisationen im in Anlehnung an den frechen Huckleberry Finn betitelten Stuck «Hacklbeni». Es gab Zwischenapplaus und Juchzer und erst nach mehreren mit rhythmischem Klatschen geforderten Zugaben war das Publikum bereit die vier charmanten Musiker ziehen zu lassen.
Text: Monica Dörig