AV - Das Konzert von «Dschané» begeisterte das Publikum im «Löwen»
Lustig ist das Zigeunerleben und manchmal traurig. Doch eigentlich braucht ein Zigeuner nicht mehr als ein Stück Brot, ein Glas Wein, ein Lächeln, ein Lagerfeuer und Musik zum Glück. Davon sangen «Dschané» ungekünstelt und mit viel Freude.
Keiner und keine der Gruppe «Dschané» hat Roma-Blut. Es sind Schweizer Musiker und Sängerinnen, die die Lebensweise der Zigeuner in sich tragen, erklärte Lucy Novotnà. Sie seien sehr freiheitsliebend und lieben die Musik aus Osteuropa und die Musik der Roma. Bandleader Andrea Panitz ist jahrelang als Strassenmusikant unterwegs gewesen, hat bei den Roma gelebt, kennt ihre Sprache. Ilsi Muna Ferrer und Caspar Fries sind in jungen Jahren mit Ross und Wagen durch Italien gereist, haben Schuhe geflickt oder unterrichtet. Perkussionist Igor Bogoev und Sängerin Lucy Novotnà haben Wurzeln in Mazedonien und Tschechien.
Lieder-Geschichten
Was «Dschané» einzigartig macht, ist das Musizieren mit liebendem Herzen: Keine modische Verstrickung mit andern Musikstilen, kein technischer Schnickschnack, authentische Instrumentierung und unverstärkte Interpretation, natürliche Stimmen, die in der ursprünglichen Sprache der Lieder aus West- und Osteuropa singen.
Das hat dem grossen Publikum, das der Einladung der gf!-Kulturgruppe gefolgt war, sehr gut gefallen. Andächtig hat es zugehört, so dass auch noch das leiseste Fingernagelklicken auf der blechernen Wasserkanne zu hören war. Igor Bogoev hat auf ihr gespielt als wäre sie in ganzes Drum-Set.
Dreimal wurden die Musiker und Sängerinnen zurück in den «Löwen»-Saal gebeten. Den Abschluss machte die Zigeunerhymne «Djelem djelem», die melancholisch und jubelnd zugleich von glücklichen und armen Fahrenden erzählt. «Dschané» hat sie als eine Kombination von polyphonem Gesang und lässigem Swing intoniert.
Jedes Lied, das die Sechs spielten und sangen, erzählte eine kleine Geschichte. Einzelne hat Andrea Panitz in der Tradition der Roma-Musik komponiert. Es geht dabei um Liebe, Freundschaft und das Lächeln in wunderschönen dunklen Augen, es geht um Not und Freude und darum, dass wenn sich zwei Sippen an einer Strassenkreuzung treffen, das Grund genug für ein Fest ist. Da hätten manche im Saal wohl lieber mitgetanzt anstatt brav an den Tischen zu sitzen.
Verblüffende Perkussion
Die hervorragenden Musiker trugen viel zur Begeisterung des Publikums bei. Caspar Fries liess das Akkordeon mit berührendem Schmelz schwelgen oder improvisierte temperamentvolle Intermezzi. Er spielte den Kontrabass wenn Marc Bantelli zur Gitarre oder Mandoline wechselte. Brillante Soli und filigrane Verzierungen entlockte er den Saiteninstrumenten. Dann war das rauhe Schrammen der Flamenco-Gitarren zu hören oder das Stakkato des Gipsy-Jazz oder die Tonkaskaden russischer Balalaikas.
Die beiden lebenslustigen Sängerinnen Lucy Novotnà und Ilsi Muna Ferrer verkörperten mit ihren bunten Gewändern den Mythos der Zigeuner mit Charme und schönen Gesangsharmonien ebenso wie Andrea Panitz mit seinem inbrünstigen Gesangseinlagen: Auf der ganzen Welt erwachen bei diesen Klängen Sehnsüchte nach dem ungebundenen selbstbestimmten Leben. Und was Igor Bogoev mit der Kanna anstellte, war einfach beeindruckend. Seine Finger tanzten atemberaubend flink auch auf der Darabuka und seine Vokalperkussion verblüffte das begeisterte Publikum.
Text und Foto: Monica Dörig