AV - Faberhaftguth: Mission geglückt
Am Samstagabend hat sich das Duo Faberhaftguth auf eine abenteuerliche Mission gemacht: Auf Einladung der Kulturgruppe Appenzell wollten Sie im Restaurant Alpstein in Appenzell Freunde rekrutieren für ihre Doppelgeburtstagsparty in der Wellnessoase der Autobahnraststätte.
Nach gut zwei Stunden waren alle Zuschauerinnen und Zuschauer bereit, die Einladung zum Geburtstagsfest der beiden deutschen Kabarettisten anzunehmen. Ja, einzelne konnten sich gar vorstellen, mit ihnen freundschaftlich verbunden alt zu werden! Für die einen mag das musikalische Talent der beiden den Ausschlag gegeben haben und dass sie alle Hits aus der Jugend bis in die Jetztzeit in atemberaubenden Tempo hintereinander wegsingen können. Bei andern gründete die Zuneigung in den Geschichten mit den überraschenden Wendungen, die sie erzählten. Und etlichen gefiel die Fähigkeit der beiden Deutschen liebevoll-sarkastisch über sich selbst und die Landsleute herzuziehen.
Die Deutschen an sich
Vor der Begegnung mit dem Appenzeller Publikum stellte sich Martin Guth und Dietrich Faber, zwei Herren im allerbesten Alter, die elementare Frage: «Feiern wir mit Leuten die wir mögen oder mit der Verwandtschaft?» Da so ein Künstler oft unterwegs ist, mangelt es ihm an sozialen Kontakten. Darum rekrutieren sich «Faberhaftguth» Freunde aus dem Publikum.
Eine Herausforderung hatten sie allerdings zu bewältigen: Sie hegten seit langem den Verdacht, dass die Schweizer nicht alle den Deutschen an sich lieben. So gaben sie sich alle Mühe, den Gästen im Restaurant Alpstein die Deutschen zu erklären.
Mit spärlichen Requisiten – zwei Handtücher, eine Yuppiebrille, zwei Barhocker, ein Klavier, zwei Bademäntel – bestätigten sie mit grossartigem Mienenspiel und stupender Körpersprache die eidgenössischen Vorurteile. Da brüstete sich der Kampfsaunameister mit seinen höllisch-heissen Aufgüssen aus Naturmaterial und Kraftfahrzeugzutaten, da drängte sich immer wieder Grossmaul Jens in die Planung der Party und der hessische Vermittler des Raststättenangebots war anhänglich wie eine Klette.
Der brave Familienmensch Martin Guth erzählte von seinem Mehrgenerationenhaushalt und vom alljährlichen Sippenurlaub auf Rhodos. Der alternative Dietrich wandert lieber (fast) allein über die Alpen und begeistert sich für die neue Rosa Luxemburg-Gandhi-Mandela-Reformschule seines Sohnes – wo alles im Fluss, alles ein Prozess ist.
Worte und Musik in einem Aufguss
Martin wünscht sich die Supercard eines Grossverteilers zum Geburtstag, Dietrich bekommt Klavierstunden. Die hat er allerdings nicht nötig. Der grossgewachsene Schauspieler und Autor begleitet sich zu Liedern über saublöde Beziehungsprobleme fabelhaft. Sein Compagnon spielt dazu gut auf der Melodica und entpuppt sich später unverhofft als Referent mit geschliffenem Mundwerk. Am Samstagabend hätte er jedem im Saal eine Heizdecke angedreht. Er schwadronierte bitterböse über Erben und Vererben. Zusammen mit Gevatter Tod wollte er Vater Staat ein Schnippchen schlagen.
Vielleicht war für manche das ein Grund sich mit ihm anzufreunden. Oder die Leute begeisterten sich einfach für die geschickt eingestreuten Prisen Nonsens und Klamauk im Programm «Die Erlebniswarmduscher». Dietrich Faber ist ausserdem ein begnadeter Stimmen- und Dialektimitator und Sänger. Er war Grönemeier, Lindenberg, Carrell, Maffay, Jürgens, Kaiser und wer weiss noch wer.
Zur Erholung machten die beiden immer wieder einen Abstecher in die Wellnessoase der naheliegenden hypermodernen Autobahnraststätte. Am Ende waren sich alle einig: Dort soll die Party mit den fast hundert neuen Freunden steigen!
Text und Bilder: Monica Dörig