AV - Fleischhauerball mit viel Liebe
Sie ist wirklich reizend, so sympathisch! Die musikalische Kabarettistin Sarah Hakenberg versprüht viel mädchenhaften Charme. Aber sie hat es faustdick hinter den Ohren. Das bekamen die Kulturgruppen-Gäste am Samstagabend im «Alpstein» schmerzhaft zu spüren.
«E trüügeligs Sauchögli» könnte man die deutsche Kabarettistin Sarah Hakenberg im Innerrhoder Dialekt nennen. Sie plauderte am Samstagabend äussert charmant mit dem Publikum im Restaurant Alpstein in Appenzell. Sie unterhielt es mit viel Erheiterndem zum Thema Liebe. In ihr Programm wollte sie als ernsthafte Künstlerin aber auch ein paar gewichtige Gedanken und einen Schuss Betroffenheit mischen. Denn: «Das Leben bleibt ein riesengrosser Witz, ankommen tut’s auf die Schlusspointe».
Nettes Mächen mit Hinterlist
Das beherrscht Sarah Hakenberg prächtig: Ihre netten Songs lässt sie mit treuherzigem Blick und Dreistigkeit in die Abgründe des Alltags kippen. Liebeslieder verschiedenster Ausprägung enden hübsch gemein. Sie nimmt die Volksmusiklieblinge Florian Silbereisen und Hansi Hinterseer ebenso respektlos auf die Schippe wie Pop-Queen Lady Gaga. Zum Aufwärmen gabs passende Anagramme: Aus Angela Merkel wurde lange Makrele aus Heidi Klum Kuh im Leid. Die 35-jährige Theaterwissenschaftlerin geht nicht nur mit Buchstaben geschickt um, sondern auch mit Worten, Blicken und Stimmungen.
Zwar schaffte sie das Dauerlächeln und die grandios einfältigen Text nicht ganz so meisterhaft wie die Parodierten, dafür überraschte sie die Kulturgruppen-Gäste mit hinterlistigem Humor, makabren Reimen und herrlich bösen Spitzen.
Liedermacherin mit Hackebeilchen
Georg Kreisler rief einst auf zum Tauben vergiften im Park, Sarah Hakenberg motiviert zum Hündchen lynchen in München. Sie sang von traumatisierender Tierliebe oder ihrem Freund Ingo Glückwünsche zum Jahrestag: «Sei froh, dass ich dich noch mag, mal seh’n wie lang ich dich noch ertrag’...» oder erwog einen ihrer 260 Liebhaber mit der singenden Säge zu zerlegen. Ob sie nun vom Kommerzeinheitsbrei europäischer Städte sang oder den Struwwelpeter zeitgemäss interpretierte, immer hatte sie das scharf gewetzte Hackebeilchen in der Hinterhand.
Sie bediente sich bei Bedarf der unsäglichen «Schlager-Moves», die sie sinnstiftend auch auf politische Reden übertrug. Sie begleitete sich leichthändig auf dem Klavier nach Art der guten deutschen Liedermacherkultur. Im titelgebenden Lied «Fleischhauerball» verwurstete sie alle Figuren und Themen des Programms genüsslich. Dem Publikum hat's bestens gemundet.
Text und Bilder: Monica Dörig