AV - Michael von der Heide in der Aula Gringel
Der wohl talentierteste und sicher bekannteste Entertainer der Schweiz stand am Samstag auf der Bühne der Aula Gringel. Michael von der Heide bezauberte mit Charme und Witz; das Publikum liess sich begeistert von seinem Temperament und seiner Musik mitreissen.
Die neue Tour «Deux Pièces» - eine Art Rückschau auf die zehnjährige Bühnenkarriere - startete der knabenhafte Sänger und Performer in der Ostschweiz. Appenzell kam dank der Organisation des Konzertes durch die GfI-Kulturgruppe zu dieser aussergewöhnlichen Ehre, und weil der Innerrhoder Remo Signer in der Band von Michael von der Heide am Schlagzeug für den Rhythmus sorgt. Ihm wurde denn auch frenetisch applaudiert.
Ein Wirbelwind
Dem Entertainer aus Amden jubelten die Zuschauerinnen und Zuschauer, Kinder, Junge und Junggebliebene, nicht weniger zu. Michael von der Heide bezauberte durch sein charismatisches Wesen. Seinen Knabentenor setzt er geschickt ein. Seine gekonnte Performance unterstreicht die poetischen Texte subtil; in den rockigen Stücken wird der Mann zum Wirbelwind. Und mancher Fan wünschte sich, er könnte einmal so elegant und sexy eine Treppe hinunter schreiten wie der Popcharmeur.
Seine Stimme scheint wie gemacht für französische Chansons. Er singt sie charmant aufgepeppt. Im Rückblick seine Sängerlaufbahn dürfen in der Show die Huldigungen an Schlagersternchen aus den Achzigern natürlich nicht fehlen. Von der Heide haucht ihnen neues Leben ein, bringt durch seine Interpretation frischen Wind in schmalzige Popsongs.
Umwerfend inszeniert
Neben Hits aus seinen bisherigen sechs Alben wie die neu arrangierte «Bye bye Bar», «Jeudi amour» und »Meistens ist alles gut», präsentierte er auch Neues im leichtfüssigen Elektropop- Gewand und kraftvolle Rocksongs. Die Hommage an die grossen ihres Fachs ist ein Muss für Michael von der Heide. Hildegard Knefs «Birke» wirkt aus seinem Mund zu allem entschlossen. Und der legendäre «Kriminaltango», den der Künstler am Ende der Show im strahlend weissen Anzug inszeniert, ist einfach umwerfend. Das unerwartete Stimmpotential des Sängers bricht plötzlich und heftig durch. Die Zuhörenden waren hingerissen, als es aus tiefster Kehle dramatisch dröhnte und die Spannung in höchsten Tönen auf die Spitze getrieben wurde.
Ansteckende Freude
Die Show kommt ohne Effekthascherei aus, ist durchdacht und wirkungsvoll choreographiert. Der Sänger und die Band sind eine verschworene Gemeinschaft, ihre Freude am Auftritt wirkt ansteckend. Der Star bezirzte das Publikum mit humoristischen Rezitationen und selbstironischen Anekdoten. Michael von der Heide brachte einen Hauch grosse weite Welt und Glamour nach Appenzell. Das Publikum bekam kaum genug davon. Erst nach mehreren schweisstreibenden Zugaben und einem reizenden Acapella-Liedchen durfte sich der Entertainer verabschieden.
Er scheint sich wohl gefühlt zu haben in Appenzell. Nicht lange nach seinem Auftritt mischte er sich gut gelaunt unter die verbliebenen Gäste.
Monica Dörig