AV - Trio Makabär
Die Schlagertexte, die das Trio Makabär aus Olten am Samstagabend dem Appenzeller Publikum zumutete, trieften vor Zynismus, Frust und Wut auf die Welt. Doch dazu sangen und musizierten die drei einfach wunderschön.
Niedliches Glockenspiel läutete den Abend im Hotel Löwen ein. Das schräge Saitenspiel von «Juha Hautamäki» und «Flanger Müller» liess bald Böses ahnen. «Peter Rost» spuckte gleich im ersten Lied katastrophale Begebenheiten ins Publikum. Beim Selbstmörder-Song unmittelbar danach, wusste man im gut besetzten Saal worauf man sich an diesem Samstagabend eingelassen hatte: Auf unzimperliche deftige Texte. Aber die drei Männer sangen sie in schönsten Harmonien und machten wunderbare Musik dazu. Böse Texte weich gespült Die drei Makbären, zwei versierte Musiker und ein leicht überheblicher Schauspieler mit kraftvoller Singstimme, bekennen sich zum Schlager. In ein Repertoire gebettet, fast so breit wie die jüngere Musikgeschichte, verpacken sie bittere Liebeslieder, Makabres über das Ende des Lebens, Tatsachenberichte von durchzechten Nächte, Metaphern und geschliffene Wortspiele. Und die Begleitmusik ist wunderschön. Ein bisschen «Stiller Has» klang da an, ein wenig «Die Ärzte». Mit schmelzenden Refrains und «Schubidu» wurden die giftigen Texte, Kraftausdrücke und eindeutig Zweideutiges weich gespült. Manche Reime waren so gekonnt platziert, dass dem Publikum die Luft weg blieb, einzelne Pointen liessen es entsetzt in Lachen ausbrechen. Die Dynamik konnte aber nicht immer weitergeführt werden, manchmal verflachten die Texte nach einem vielversprechenden Anfang; durch viel Repetition ging hie und da die Spannung flöten. Aber die Musik, die war immer wunderbar! Gift und Galle mit Musik Höhepunkte waren der Bossa Nova mit rosaroten Gefühlen und himmelblauen Küssen für eine dumme Pute. Der Refrain aus der Ode an die geliebte Reinemachefrau - «Putzen ist Kacke» - sprach so manchem aus dem Herzen. Und Versager, die sich in der grossen Flut treiben lassen, zu fett um unterzugehen, kennt wohl jeder. Das Lied über den nervtötenden Löwenzahn im eigenen Gärtli liess sich problemlos auf andere Lebewesen übersetzen, den rasanten Silbengesang vom «braunen Jabadabada» verstand man sowieso. Die zwei meisterhaften Saitenzupfer liessen sich vom Gift und Galle spuckenden Sänger nicht beirren und machten einfache schöne Musik dazu. Markus Fischer am Kontrabass, René Reimann(Gesang) und Rolf Strub an der Gitarre liessen sich einiges einfallen: Eine kleine Flöte wurde gespielt als ginge es darum «Jethro Tull» Konkurrenz zu machen; zum finnischen Bankräuber-Tango schlugen die Münzen in der Hosentasche den Takt. Der blöde Sack diente wortwörtlich als Rhythmusgeber. Immer war der jazzige Einfluss hörbar. Die Musik war wirklich toll. Von seichten Schmusesongs, über Latin Jazz, Rock bis Country Feeling - Schlag auf Schlag wurde dem Publikum dieTexte heftig aufs Ohr gehauen. Und das hat ihm gefallen.
Monica Dörig