Show-wissenschaftliche Fortbildung

Fans der Luzerner Entertainerin «Frölein Da Capo» haben die Kunsthalle Appenzell gefüllt.

 

Die erste Veranstaltung im Jahresprogramm 2025 der Kulturgruppe Appenzell war längst ausverkauft: «Frölein Da Capo», das zum dritten Mal und mit dem vierten Solo-Programm eingeladen war, hat eine grosse Fan-Gemeinde. Die Mundartlieder, Alltagskabarettnummern und hübschen Kleider der Luzernerin sind eine Freude für Gemüt, Ohren und Augen..

Obwohl «Frölein Da Capo» einen showwissenschaftlichen Fachlehrgang absolviert hat, um rote Fäden zu zwirnen und Pointen zu schnitzen, zu lernen, wie man aus Mücken Elefanten oder Kunstpausen zu Kunst macht, den inflationär zitierten Faden bekam man nicht auf den ersten Blick zu fassen – ausser vielleicht getarnt als Verweis auf die Weiterbildung mit klischierten Kursen. Die vieltalentierte Künstlerin aus dem Luzerner Hinterland, auch Familienfrau und Kolumnistin, reihte in ihrer «Ein-Frau-Show» Anekdoten und Problemfelder aus dem Alltag aneinander, wie Omnipräsenz der Telekommunikationsgeräte, schlaffe Oberarme, Teilnahme an Dessertbuffets, Risiken des Nein-Sagens (Verlust von Freunden). Daraus strickt sie auch die landesweit beliebten, erheiternden Kolumnen in einer Familienzeitschrift.

Kleine Leben, kleine Sorgen
Die Unwägbarkeiten in kleinen Leben verarbeitet Irene Brügger für die Bühne zu Mundartliedern und singt uns damit aus dem Herzen. Dazu spielt sie ein paar Takte mit dem Euphonium, bläst Trompetenmelodien, schlägt auf der Snaredrum den Beat und klimpert Akkorde auf dem Spielzeug-E-Piano. Das Ganze wird geloopt und geschichtet. Damit spielt sich das Ein-Frölein-Orchester in die Herzen des Publikums. Auf jeden Fall bewundert es die Künstlerin für ihr Können auf diversen Instrumenten. Sie begleitet sich an der Gitarre, wenn sie herzergreifend soulig, bluesig, jazzig, im Country-Stil oder auch mal leicht hysterisch in ihrem schönen Dialekt singt.

Das ist nämlich der rote Faden – ein unverwüstlicher, nach wie vor beeindruckender und Erfolg versprechender, den die Entertainerin seit bald 20 Jahren spinnt und immer wieder umfärbt. Zum Beispiel erzählt sie aktuell Geschichten aus dem Schweizer Einfamilienhüsliquartier, von Ehegräben und Liebesbrücken oder sie deklamiert ein Gedicht oder dichtet ein Mani-Matter-Lied auf heute um und untermalt die Darbietungen buchstäblich mit Karikaturen. Oder sie singt ein botanisch-erotisches Wortspiel (Kursinhalt der show-wissenschaftlichen Fortbildung) zu Illustrationen. Sie zeichnet live auf der Folie des Hellraumprojektors oder zeigt Fotos ihres weltreisenden Gartenzwergs Erwin. Das Multitalent verwob drei aus dem Publikum gelieferte Worte – Riedfunken, Quöllfrisch, Lautsprecher – spontan in einem Song. So etwas lernt man vielleicht auch im Showbiz-Lehrgang … Sicher nicht, als Alleinunterhalterin Dramaturgin, Regisseurin, Grafikerin, Komponistin, Dichterin, Instrumentalistin und Sängerin in Personalunion zu sein. Darin ist «Frölein Da Capo» einmalig.

Ein rundum schöner Abend
In der Kunsthalle Appenzell, im stimmungsvollen Ambiente der früheren Ziegelhütte, haben sich am vergangenen Samstag 150 Fans geduscht, frisiert und im «Sunntigsgwändli», wie «Frölein Da Capo» vermutete, eingefunden. Einige hatten zuvor im Bistro getafelt, so auch die Künstlerin selbst. Die Veranstaltung der Kulturgruppe Appenzell war lange im Voraus ausverkauft.

Das Publikum genoss die entspannt-charmante Performance sichtlich und am begeisterten Applaus erkennbar. Ein Abend mit «Frölein Da Capo» ist einfach schön. Genau das Richtige in einer Welt der Multi-Krisen und -Katastrophen, ein Gegenprogramm aus leichtgewichtigem Kabarett, herzerwärmender Musik und hübschen Petticoat-Kleidern. Die Zugabe, ein Loblied auf das Publikum – im silbernen Paillettenkleid vorgetragen –, war das Tüpfli auf dem i. Das «Frölein» hatte wohl auch einen Kurs für den «grossen Auftritt» absolviert.

Text und Bild: Monica Dörig