Wundersame Weinflaschenvermehrung

Erwin, ein komödiantischer Magier aus der Schweiz, hat das Publikum in der Kunsthalle Appenzell bezaubert

Erwin aus der Schweiz war Gastkünstler im Zirkus Knie und eroberte mit seiner Magie wie auch seinem bünzligen Charme die Zuschauerinnen und Zuschauer. Der Comedy-Zauberer von der schusseligen Art wurde von der Kulturgruppe nun nach Appenzell eingeladen. Auch in der Kunsthalle bescherte er dem grossen Publikum einen heiteren und buchstäblich zauberhaften Abend.

Erwin aus der Schweiz war Gastkünstler im Zirkus Knie und eroberte mit seiner Magie wie auch seinem bünzligen Charme die Zuschauerinnen und Zuschauer. Der Comedy-Zauberer von der schusseligen Art wurde von der Kulturgruppe nun nach Appenzell eingeladen. Auch in der Kunsthalle bescherte er dem grossen Publikum einen heiteren und buchstäblich zauberhaften Abend.

Mit der Intelligenz sei es wie mit Unterhosen, hat Erwins Grossmutter gesagt, «wichtig ist, dass man sie hat, aber man muss sie nicht unbedingt jedem zeigen». Erwin aus der Schweiz ist ein nervöser Zauberkünstler mit bünzligem Charme, schrullig und manchmal so durcheinander, dass es ihm den Atem nimmt. Man möchte ihm unter die Arme greifen, nein, man möchte ihn am liebsten in die Arme nehmen: «Chonnt scho guet!» Wobei, der Innerrhoder Dialekt erwies sich am Samstagabend als Hürde in der Interaktion mit dem Publikum und gab gleichzeitig Anlass zur Heiterkeit. Marc Haller reagierte spontan auf solche Unwägbarkeiten.

Mit Anlauf in die Show
Erwin aus der Schweiz, der vor vollen Sälen im In- und Ausland zaubert, hat mehrmals Anlauf für seine Zauber-Comedy-Show genommen. Dass der Abend gut gelingt, war ihm ganz besonders wichtig, denn in Appenzell sitze laut Studien das intelligenteste Publikum der Schweiz, erörterte er. Darum streute er «wahnsinnig intellektuelle» Witze zwischen seine magischen Tricks.

Das Publikum lachte herzlich und applaudierte begeistert, wenn er aus zwei Kartonröhren am Laufmeter Weinflaschen hervorzauberte, wenn er rote und weisse Zaubertüchlein aus dem Ärmel und Spielkarten aus den Socken zog oder unter der Lupe des Hellraumprojektors  Kartenkunststücke vollführte. Verblüfft stellte es fest, dass der Zauberer am rechten Fuss plötzlich keine Socke mehr trug und wenig später sein verschwundener Halbschuh aus dem Hebammenköfferli auftauchte.

Alles nur Kulisse
Haller wies wiederholt darauf hin, dass er nur so tue, als ob. «Das ist alles nur Kulisse, Fake.» Der mit Preisen bedachte Künstler hat sein Handwerk an der Scuola Teatro Dimitri, an der Lee-Strassberg-Schauspielschule in New York und am Konservatorium in Wien so gut gelernt, dass man gern glauben wollte, er könne doch ein bisschen richtig zaubern. Er weiss auch, dass er intelligentes Publikum besonders leicht hinters Licht führen kann – weil gescheite Leute «zu weit denken».

Sein Programm «Die Symphonie des Lebens» heisst vielleicht so, weil es dies und das des alltäglichen Daseins streift, und weil jedes Leben (auch das von Erwin) seine eigene Melodie hat – wohl kaum wegen der lauten Musik in dramatischen Momenten. Auf jeden Fall hat es eine feine poetische, ja philosophische Note. Wenn der liebenswerte Erwin nach Worten sucht oder seine skurrilen Gedanken freilässt, berührt er nicht nur die Lachmuskeln, sondern auch tiefer liegende Schichten.

Das Publikum fühlte seine Sehnsucht nach einer möglichen Liebsten mit. Er hofft, dass eines Tages die Frau seines Lebens im Publikum sitzt. Auf ein erstes Date hat sich Erwin mit Hilfe von Zuschauerinnen vorbereitet. Er setzte gar Feuer und fliegende Messer ein. Der Einbezug von Gästen amüsierte die verschont Gebliebenen köstlich.

Aufhören ohne Umschweife
«Jetzt wünsche ich mir, ich könnte tatsächlich zaubern», sagte Haller, als nach der Pause die Sicherung raussprang und der Bühnenraum auf dem Ringofen im Dunkeln lag. Der Künstler reagierte professionell: Er leitete das Publikum zu einer Aufw.rmübung an, die verknotete Arme zur Folge hatte. Zum Glück konnte der Kulturgruppenleiter die Energie in die richtigen Bahnen leiten.

Der zauberhafte Abend mit dem grossartigen Schauspieler, Pantomimen, Gedankenleser und Magier endete ohne langes Hin und Her von Applaus und Abgang und Zurückkommen, Applaus, Abgang und Zugabe – was Erwin überflüssig findet. «Anfangen ist leicht», meinte der Mann, der mehrere Anläufe genommen hat. «Aber wie hört man auf?» Mit einer einkalkulierten Zugabe ohne Umschweife und jubelndem Beifall wie in Appenzell. Und wenn es so gut läuft wie in der «Ziegelhütte» mit einer zusätzlichen Zugabe: einem Zaubertrick mit einer einzigen Bridge-Karte (im Senioren-Format, damit er auch in der hintersten der voll besetzen Reihen zu sehen war) – und nochmals heftigem Applaus.

Text und Bilder: Monica Dörig